Am 16. Mai fanden die 28. Kramsacher Gespräche der Hans-Klingler-Stiftung statt. Mit rund 70 Teilnehmer:innen wurde zum Thema „Interessenpolitik im Zeichen des politischen Rechtsrucks“ diskutiert. Vier Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kunst gaben wertvolle und spannende Impulse zu diesem aktuellen Thema.
Warum ist dieses Thema so aktuell und wichtig:
- Seit mindestens zwei Jahrzehnten wachsen rechte Parteien in den westlichen Demokratien
- Bei den Europawahlen 2024 kamen Populistische Parteien auf rund 263 der 720 Sitze im Europäischen Parlament (36 %)
- In Wien ist bei der AK-Wahl 2024 die Liste der freiheitlichen Arbeitnehmer:innen zweitstärkste Kraft geworden
- Jede:r siebte junge Österreicher:in kennt den Holocaust nicht
- Die AfD wurde durch den Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft
- Im Jahr 2024 wurden in Österreich 1.296 rechtsextreme Tathandlungen registriert
In Anbetracht dieser Entwicklungen müssen Mitbestimmungsorgane ihre bisherigen Strategien überdenken und ggf ändern. Zudem sollten wir den Dialog zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen intensivieren, über Demokratie und ihre Werte wieder mehr sprechen, dagegenhalten, laut und mutig sein.
Mag. Lukas MANDL, seit 2017 Mitglied im europäischen Parlament, warf mit uns einen Blick hinter die Kulissen des Europäischen Parlaments und wie sich die Arbeit dort entwickelt, wenn rechtspopulistische Kräfte erstarken. Er betonte, wie wichtig der Dialog über alle Fraktions- und Landesgrenzen sei. Es ist wichtig im Gespräch zu bleiben, andere Meinungen anzuhören und zu respektieren. Das politische Parkett ist kein einfaches, aber er weiß, was Demokratie ist und wie sie gelebt werden kann. Denn: Wer in einer Demokratie schläft, wacht in einer Diktatur auf.
Mag.a Daniela KOWEINDL, kulturpolitische Sprecherin der IG Bildende Kunst und Vorstandsmitglied des Kulturrates Österreich will in der Politik mitgestalten und die Arbeitsbedingungen für Künstler:innen verbessern. Sie gab einen Einblick, wie sich Kulturarbeit entwickelt, wenn Rechtspopulisten an die Macht kommen.
Am Freitag hielt Willi Mernyi, Bundesgeschäftsführer des ÖGB und Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich, bei den Kramsacher-Gesprächen ein eindrucksvolles Impulsreferat. Im Mittelpunkt stand der entschiedene Widerstand gegen rechtspopulistische Tendenzen, die zunehmend gesellschaftliche Gräben vertiefen. Mernyi warnte eindringlich vor der Normalisierung von Ausgrenzung und sprach sich klar für ein solidarisches Miteinander aus. Mit seiner bekannten lebendigen Art gelang es ihm, das Publikum zu begeistern und einen aktiven Dialog bei den Kramsacher-Gesprächen anzustoßen. Besonders betonte er die Bedeutung aktiven Engagements der Interessensvertretungen im Alltag, um demokratische Grundwerte zu verteidigen. Sein Appell richtete sich an alle, nicht zu schweigen, wenn Hetze salonfähig wird. Der Vortrag wurde mit großem Interesse aufgenommen, Mernyi’s Beitrag bleibt ein wichtiges Signal gegen das Vergessen – und für demokratische Haltung.
Auch Professor Dr. Reinhard Heinisch gab ein aufschlussreiches Videointerview zum Thema Rechtspopulismus in den USA. Er skizzierte die ideologischen und strukturellen Hintergründe populistischer Bewegungen und ging dabei insbesondere auf deren Auswirkungen auf demokratische Institutionen ein. Reinisch analysierte, wie sich politische Rhetorik, mediale Polarisierung und soziale Ungleichheit in den USA, am Beispiel System-Trump, gegenseitig verstärken und so populistische Strömungen begünstigen. Dabei verwies er auch auf Parallelen zu europäischen Entwicklungen. Sein Beitrag war ein wertvoller internationaler Blickwinkel innerhalb der Veranstaltung und verdeutlichte, dass der Kampf gegen Populismus eine globale Herausforderung darstellt.
Fazit
Als Finale fand ein hochkarätig besetztes Diskussionspanel statt. Die Diskussion zeichnete sich durch fachliche Tiefe und interessante Statements aus. Auf dem Podium sprachen Mag.a Daniela Koweindl, Willi Mernyi sowie Jessica Lutz, Vizepräsidentin der Arbeiterkammer Vorarlberg. Die Gäste brachten unterschiedliche Perspektiven aus Gewerkschaft und Interessenvertretung ein, was dem Austausch besondere Relevanz verlieh.
Im Zentrum stand die Conclusio der vorangegangenen Beiträger der Speaker. Das Panel war ein wertvoller Beitrag zur Vertiefung des Themas und wurde vom Publikum mit großem Interesse verfolgt.
Die 28. Kramsacher Gespräche waren ein voller Erfolg und boten wertvolle Anregungen, um sich mit diesem wichtigen Thema zu beschäftigen. Die traditionellen KRA_GE waren von engagierten Beiträgen, lebendiger Diskussion und hoher inhaltlicher Qualität geprägt. Die GÖD-Säle im Zentrum Wiens boten dafür den idealen Rahmen – zentral gelegen, professionell ausgestattet und atmosphärisch überzeugend.