Wie begegnen wir dem Arbeits- und Fachkräftemangel?

Gerald Silbernagl, Vorsitzender des Angestelltenbetriebsrates bei Mondi Neusiedler, nahm am 17.-18.04.2025 am WOW-Seminar in Bosnien teil und konnte sich vor Ort ein Bild von der aktuellen Situation machen. Die Entwicklung ist alarmierend: Zwischen 2030 und 2050 könnten bis zu fünf Millionen junge Arbeitskräfte den Westbalkan verlassen. Bereits heute wollen bis zu 30 % der Schulabgänger jährlich auswandern.

Warum entscheiden sich so viele junge Menschen, ihre Heimat zu verlassen? Zu den Hauptgründen zählen Korruption und politische Untätigkeit, das Fehlen einer unabhängigen Justiz und mangelnde Investitionssicherheit. Zudem gibt es kaum attraktive Jobs und schlechte Weiterbildungsmöglichkeiten. Im Vergleich dazu bieten EU-Länder bessere Löhne, Arbeitsbedingungen und Zugang zu Programmen wie Erasmus.

Dieser Trend hat schwerwiegende Folgen: Der Westbalkan verliert sein wertvollstes Kapital – die Jugend. Dennoch gibt es Hoffnung: Man setzt darauf, dass junge Menschen mit neuer Erfahrung zurückkehren und zur politischen sowie wirtschaftlichen Erneuerung beitragen. Doch allein darauf zu bauen, reicht nicht. Viele sind überzeugt, dass nur der Druck aus der Bevölkerung politische Eliten zum Handeln bewegen kann.

Eine entscheidende Rolle kommt den Gewerkschaften zu. Sie müssen gestärkt und international unterstützt werden, um als wirksame Stimme der Arbeitnehmenden aufzutreten. Auch die Perspektive eines EU-Beitritts kann entscheidend sein: Sie hat das Potenzial, notwendige Reformen zu beschleunigen und neue Perspektiven im Land zu schaffen. Was jetzt gebraucht wird, sind gezielte Investitionen in Bildung und Arbeitsplätze, der Aufbau von Rechtsstaatlichkeit und Transparenz, funktionierende soziale Sicherungssysteme sowie internationale Solidarität.

Es ist Zeit zu handeln! Der Wandel beginnt jetzt – für eine starke, gerechte und zukunftsfähige Region.